Capcoms Remake von Resident Evil 4 macht aus einem der größten Spiele aller Zeiten ein Meisterwerk, das mit dem Original mithalten kann. Glücklicherweise konnte Capcom mit exzellentem Quellmaterial arbeiten, was bei dem ursprünglichen Add-on Separate Ways nicht der Fall ist. 

Verstehen Sie mich nicht falsch, Ada Wongs Solo-Reise war eine unterhaltsame Ausrede, um in die verfallene Welt von RE4 zurückzukehren, aber das ursprüngliche Add-on hat sich weder spielerisch von der Hauptkampagne unterschieden, noch hat es sich aus erzählerischer Sicht als wesentlich für das Gesamterlebnis erwiesen. 

Das Remake von Separate Ways ist jedoch das Gegenteil, denn es fügt dem Kern-Gameplay mehrere neue Werkzeuge hinzu, schüttelt bekannte Umgebungen mit völlig neuen Teilen auf und vertieft die Geschichte. Die Separate Ways-Version des Resident Evil 4-Remakes ist alles andere als ein überflüssiges Add-on, sondern macht ein ohnehin schon phänomenales Spiel noch kompletter.

Resident Evil 4 Spielereview und Bewertungen

Die Grundprämisse von Separate Ways bleibt dieselbe wie im Original: Sie schlüpfen in die Rolle der Anti-Heldin Ada Wong und agieren als Spionin, um eine biologische Waffe des langjährigen Antagonisten von Resident Evil, Albert Wesker, zur Strecke zu bringen. Ihre Loyalität ist jedoch zweideutig, denn Ada spielt in der Geschichte beide Seiten. Manchmal arbeitet sie gegen Wesker und unterstützt Leon bei seiner Mission, die Tochter des Präsidenten, Ashley Graham, zu retten, oder sie verbündet sich mit dem schneidigen Biologen Luis Sera. 

Sie hat für fast alles, was sie tut, ein doppeltes Motiv. Aber diesmal steht mehr auf dem Spiel, denn Ada ist auch mit Plagas infiziert, der gleichen parasitären Krankheit, die die Bewohner, Leon und Ashley in der Hauptgeschichte befallen hat. Diese zusätzliche Ebene gibt Ada einen stärkeren Grund, mit Luis zusammenzuarbeiten, der die Antwort auf die Suche nach einem Heilmittel ist. Das wiederum rechtfertigt auch viel mehr willkommene Bildschirmzeit für unseren charismatischen und stets charmanten spanischen Biologen.

Als Spionin ist Ada mit vielen Gadgets ausgestattet, die das Spielgeschehen verändern. Das Highlight ist ihr Kletterhaken, mit dem sie an höher gelegene Orte gleiten und Hindernisse überwinden oder sich Gegnern nähern kann, um einen unglaublichen Spinning Kick auszulösen. Außerdem hat sie Zugang zu einem Augmented-Reality-Implantat, mit dem sie Fußabdrücke oder Fingerabdrücke sehen kann, um Charaktere wie Luis zu verfolgen oder Tastendrücke aufzudecken, die als Minirätsel dienen, um verschlossene Türen zu umgehen. 

Spielverlauf

Es ist ein einzigartiges Spielsystem für Ada, das ihrer Kampagne eine zusätzliche Ebene verleiht und eine detektivische Qualität hervorhebt, die wir in keinem früheren Resident Evil gesehen haben. Die Einbeziehung dieser Mechanik verleiht Ada die dringend benötigte Struktur und macht sie zu der fähigen und einfallsreichen Spionin, von der man immer gesagt hat, dass sie es ist, die man aber nie aus erster Hand gesehen hat. Normalerweise taucht sie zu den günstigsten Zeitpunkten auf, um einem anderen Charakter zu helfen oder eine Waffe zur Verfügung zu stellen, aber jetzt sehen wir, wie sie ihre eigenen Fähigkeiten einsetzt, um Charaktere aufzuspüren und Missionen im Verborgenen zu erfüllen.

Aufgrund der zusätzlichen Gadgets lehnt sich das Spiel ganz unverhohlen an seine Spionage-Ästhetik an und verwendet Bond-Gitarren im Stil von Sean Connery, um Adas Mission zu untermauern - was sie umso cooler und stilvoller macht, als Ada Wong es ist. Im Gegensatz zu Leons einzeiliger Actionheld-Haltung ist Ada zurückhaltend, ernst und berechnend, was die Schauspielerin Lily Gao in ihrer Darstellung perfekt umsetzt.

Seine Stimme hat einen trockenen Ton und seine Darstellung eine herrische Atmosphäre. Es ist eine solide Darstellung des Charakters, die sich von dem Melodrama der anderen Darsteller abhebt, vor allem von Albert Wesker, der in jeder Zeile, die er spricht, die Last des Theaters der Franchise zu tragen scheint, und irgendwie funktioniert es trotzdem.

Stealth

Der Fokus auf Spionage bringt natürlich viel mehr Stealth mit sich. Vertraute Levels aus dem Vorgänger, wie z.B. die Burgmauern, wurden neu gestaltet, um den Spieler zu ermutigen, sich heimlich zu bewegen und Ganados auf methodische Weise zu eliminieren. Manchmal wirkte die Aufforderung zur Heimlichkeit jedoch eher wie eine Verstärkung der Spionage-Atmosphäre, als dass sie eine besondere Herausforderung darstellte.

Oft waren die Feinde mit dem Rücken zu mir positioniert oder liefen einfach im Kreis, mit einem offensichtlichen toten Winkel, in den ich eindringen konnte, um sie auszuschalten. Das fühlte sich an wie ein gelenktes Stealth-Spiel und war deshalb nicht besonders lohnend. Aber Stealth ist optional, Sie müssen also nicht diskret vorgehen, sondern können einfach mit gezückten Messern und gezogenen Waffen auf sie zugehen. Das Spiel ist mit diesem Ansatz besser, denn hier kommen Adas neue Fähigkeiten zum Tragen.

Adas neue Fähigkeit, sich Gegnern zu nähern, die als Tastendruck erscheint, wenn Sie Feinde treffen, macht den Kampf dynamischer und stilvoller als zuvor. Wenn Sie sich einer Gruppe von Ganados nähern, gibt es ein zusätzliches Risiko/Belohnung, gefolgt von einem Ballett aus Schüssen, Messerparaden und Nahkampfangriffen. Außerdem können Sie mit dem Schießkabel klaustrophobische Begegnungen mit Hilfe von Hinweisen, die um Sie herum verstreut sind, schnell durchqueren. Das öffnet Ihnen auch die Tür zu vertrauten Gegnern in unbekannten Umgebungen. 

Heckenlabyrinth

Das Heckenlabyrinth zum Beispiel war eine neue Kampfarena, in der ich mit dem Seil über Mauern segeln konnte, während ich versuchte, einen Feind zu jagen und den Angriffen anderer auszuweichen. Die letzte große Neuerung in Adas schießendem Umhang ist die Fähigkeit, die Schilde der Gegner abzureißen. Diese Fähigkeit kann beim Händler in Form eines Amuletts gekauft werden. Die Fähigkeit, Gegner zu entwaffnen, erinnert an Batmans Pistolenumhang in den Arkham-Spielen von Rocksteady.

Separate Ways erzählt auch eine Geschichte, die im Original nicht erforscht wurde und dient als dessen größte Errungenschaft, indem es sich als eine wesentliche Erweiterung von Leons Kampagne definiert. Während das Original zeigte, wie Ada Leon geholfen hat, schafft dieses Remake tiefere Verbindungen und neue Handlungsstränge, die es unerlässlich machen, das ganze Ausmaß dessen zu verstehen, was auf dem Spiel steht. Adas Infektion wird als roter Faden genutzt, um Pesanta, den schwarzen Kapuzenfeind aus Leons Kampagne, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist, als unerbittlichen Antagonisten zu etablieren, der Ada während ihrer gesamten Mission verfolgt.

Ikonische Szenen

Separate Ways nimmt sich erhebliche Freiheiten bei der Vertiefung der Geschichte und führt oft ikonische Szenen aus der ursprünglichen Hauptkampagne wieder ein, die im Remake weggelassen wurden. Einige dieser ikonischen Szenen, wie der berüchtigte Laser Runner, passen stilistisch besser in den Kontext von Adas Mission Impossible Geschichte. In gewisser Weise ist dieser DLC durch die Einbeziehung dieser Szenen eher ein nettes Geschenk an langjährige Fans als an das Remake selbst. Allerdings wirkt es manchmal ein wenig übertrieben, da einige Szenen weniger erfolgreich nachgestellt wurden als andere.

Alles in allem ist Capcoms Remake von Separate Ways aus Resident Evil 4 eine willkommene und wichtige Ergänzung zum Gesamterlebnis des Spiels. Sie vertieft die Handlung, verbessert Adas Gameplay und bringt eine einzigartige Spionageatmosphäre mit sich, die ein ohnehin schon phänomenales Spiel noch vollständiger macht. Mit seinem Fokus auf die Erzählung und die Spionagemechanik hebt diese Erweiterung das Erlebnis auf eine ganz neue Ebene und wird dem Vermächtnis von Resident Evil 4 als einem der größten Spiele aller Zeiten gerecht.

Siehe auch: Spielbericht The Last Hero of Nostalgaia; sehen Sie, was wir denken

13. Oktober 2023